Was sich im Jahr 2017 in der Gemeinde Reichshof getan hat…
Kölnische Rundschau vom 23.01.2018 – von Michael Fiedler-Heinen
Der Jahreswechsel ist die Zeit, Bilanz zu ziehen in Oberbergs Städten und Gemeinden, aber auch vorauszuschauen auf Wichtiges, das 2018 ansteht. In Reichshof regiert und agiert eine „GroKo“ still und erfolgreich im Sinne der Gemeindeentwicklung.
Die Gemeinde Reichshof hat einen großen Vorteil, der sie zwar nicht immun gegen alle gewesenen und noch kommenden Finanzkrisen dieser Welt macht, und das sind die oft noch familiengeführten mittelständischen Unternehmen mit einem sehr gesunden Branchenmix.
Wie gefragt das „Made in Reichshof“ national und international ist, lässt sich für Kämmerer Gerd Dresbach unter anderem an den Zahlungseingängen der Gewerbesteuer ablesen. 2017 wurde sogar ein neues Rekordergebnis erzielt, statt der erwarteten 14,1 Millionen Euro konnten 17 Millionen Euro verbucht werden.
Mit einer „GroKo“ aus CDU und SPD hat, manchmal sehr zum Leidwesen der kleinen Fraktionen FWO und Grüne sowie den drei keiner Fraktion zugehörigen Ratsmitgliedern, in den letzten Jahren ein kontinuierlicher Aufbau im Gemeindegebiet stattgefunden. Die energetische Sanierung aller gemeindeeigenen Gebäude sowie der Neubau von Feuerwachen wurde zielgerichtet nach und nach mit einem festgelegten Budget erledigt; das Ergebnis kann sich – etwa bei den Heizkosten – sehen lassen. Größtes Projekt in diesem Rahmen war 2017 (und ist abschließend in diesem Jahr) die Sanierung und der Umbau des Schulzentrums in Eckenhagen.
Dort werden in diesen Tagen die Arbeiten zur Sanierung des Forums, das zu einer Kulturstätte ausgebaut worden ist, abgeschlossen.
Sehr unspektakulär und vor allem mit sehr viel ehrenamtlichem Engagement hat Reichshof auch im vergangenen Jahr die Aufnahme von Asylbewerbern gemeistert. Die Turnhalle in Denklingen, die sogar einmal als Übergangswohnheim in Anspruch genommen werden sollte, wurde nicht benötigt, private Hauseigentümer zeigten sich nach Auskunft der Gemeinde moderat, was die Höhe der Miete betraf.
Jahrelang war es ein großes Mangelthema: die Versorgung der Gemeinde und ihrer 106 Dörfer mit schnellem Internet. Während etwa die Nachbargemeinde Nümbrecht ihr Glasfasernetz mit den eigenen Gemeindewerken flächendeckend ausbaut, vertraute sich Reichshof bislang der Telekom an, hat aber für die künftigen Aufträge die Karten neu gemischt und erneut ausgeschrieben.
Einer der großen Höhepunkte des vergangenen war die 850-Jahrfeier in Eckenhagen, wo derzeit das Integrierte Handlungskonzept schrittweise umgesetzt wird: unspektakulär und erfolgreich. Dort hat sich sogar ein Verein aus den Ortsvereinen gegründet, der zum Beispiel das ehemalige Hotel zur Post zum Nachbarschaftstreff mit umbaut.
INTERVIEW „Zukunftsorientiert unterwegs“
Rüdiger Gennies ist Bürgermeister der Gemeinde Reichshof. Mit ihm sprach Michael Fiedler-Heinen über die Herausforderungen des noch jungen Jahres.
Was sind die drängendsten Aufgaben 2018?
Die weitere Umsetzung unseres Integrierten Handlungskonzeptes steht an erster Stelle. Dazu gehört in diesem Jahr die Realisierung des Nachbarschaftstreffs im früheren Hotel zur Post und der Umbau des Umfeldes unseres Heimatmuseums. Die Vereinsgemeinschaft Eckenhagen, an deren Gründung elf Ortsvereine beteiligt waren, ist mittlerweile ins Vereinsregister eingetragen und hat das Hotel bereits entkernt. Erfreulich ist, dass wir für den Nachbarschaftstreff 90 Prozent Zuschuss bekommen. Da bleibt für die Gemeinde bei 1,65 Millionen Euro veranschlagten Kosten ein Eigenanteil von 385 000 Euro. Für das Kulturforum in Eckenhagen bekommen wir 50 Prozent der Kosten vom Land, für den Pumptrack am Stadion 60 Prozent. Die Modernisierung des Kurparks zu einem Mehrgenerationenpark werden wir dieses Jahr planerisch angehen, die Bauphase folgt 2019.
Für den Nahkauf in Hunsheim läuft die Investorensuche, dort soll ein Markt mit 500 Quadratmetern Verkaufsfläche entstehen, aber auch Arzt- und Zahnarztpraxis sowie Betreutes Wohnen. Mittelagger braucht ein neues Löschfahrzeug, die Breitbandversorgung werden wir massiv vorantreiben, im Moment läuft das Vergabeverfahren. An größeren Projekten stehen dann die nächsten der vier Siedlungsschwerpunkte für das Integrierte Handlungskonzept an. Wir sind überall zukunftsorientiert unterwegs.
Was soll bis zum Jahresende geschafft sein?
Ende Januar soll das Kulturforum im Eckenhagener Schulzentrum fertigt sein, mit dem Comedian Markus Maria Profitlich erwarten wir dann die Mai die erste große kulturelle Veranstaltung. Wir wollen ohne Steuererhöhungen auskommen und hoffen, dass die Gewerbesteuer weiter so stabile Summen erreicht wie 2017. In unserem Haushalt ist keine Netto-Neuverschuldung vorgesehen, das soll auch so bleiben.
Wir wollen in Wildbergerhütte weiteren Wohnraum schaffen, um auch diesen Siedlungsschwerpunkt, der mit Infrastruktur gut ausgestattet ist, attraktiver für junge Familien zu machen. Für Hunsheim würden wir gerne einen Hausarzt und einen Zahnarzt gewinnen – ich hoffe, dass dies gelingt.
Die energetische Sanierung unserer öffentlichen Gebäude wird fortgesetzt, die Sanierung der Ortsdurchfahren, wie jetzt in Hunsheim, ist dann abgeschlossen. Und den Neubau der Turnhalle Denklingen werden wir auch ein Stück vorangebracht haben.
Das Wir-Gefühl stand immer wieder auf der Agenda Ihrer Vorgänger. Denken Sie, dass beispielsweise die Lösung des über 40 Jahre währenden Konfliktes doppelter und bis zu sechsfacher Gleichheit bei den Straßennamen positive Auswirkungen auf das Wir-Gefühl haben wird?
Die Straßenneubenennungen haben damit nichts zu tun, das war eine absolute Notwendigkeit, die wir ja bereits 2016 abgehandelt haben. Das Reichshofer Problem sind die vier Siedlungsschwerpunkte, deren Wohn- und Lebenswert wir nicht überall gleichzeitig steigern können. Aber ich denke, dass nach Abschluss aller unserer Pläne und der Umsetzung der Handlungskonzepte die Zufriedenheit steigt und damit auch das Wir-Gefühl. Das ist aber auch durch das vielfältige ehrenamtliche Engagement in unserer Gemeinde schon stark ausgeprägt.