Elektromobilität ist eines der beherrschenden Themen einer nachhaltigen Verkehrswende. Zahlreiche Anreize sollen den Umstieg der Bürgerinnen und Bürger auf Elektrofahrzeuge fördern. Dazu bedarf es gleichzeitig eines deutlichen Ausbaus der
Ladeinfrastruktur. In Deutschland sollen bis 2030 insgesamt eine Million Ladepunkte zur Verfügung stehen – sowohl im öffentlichen Raum als auch an Kundenparkplätzen. Das Bundeskabinett hat dafür im November 2019 einen „Masterplan Ladesäuleninfrastruktur“ beschlossen.

„Als Oberbergischer Kreis gehen wir hierbei bereits aktiv voran und haben im vergangenen Jahr ein Konzept zum Aufbau einer bedarfsorientierten Ladeinfrastruktur für das gesamte Kreisgebiet erstellen lassen. Damit verfügen wir nun über eine hervorragende Grundlage, damit unsere vielfältigen Akteure das Ladesäulennetz strategisch klug ausbauen können“, erklärt Landrat Jochen Hagt.

Das nun erhaltene Konzept sei vor allem als Unterstützung aller Kommunen und der regionalen Energieversorger gedacht und biete eine gute Planungsgrundlage für zukünftige Investitionsentscheidungen. Landrat Hagt lobt dabei die Initiative der AggerEnergie und der Stadt Gummersbach, die bereits im Jahr 2019 wichtige Vorarbeit in diese Richtung unternommen haben.
„Als Impulsgeber haben Sie dem Oberbergischen Kreis damals die Möglichkeit gegeben, das Ladeinfrastrukturkonzept auf alle kreisangehörigen Kommunen auszudehnen.“

„Für uns als Gemeinschaftsstadtwerk der Kommunen und Vorreiter in Sachen Ladeinfrastruktur für E-Mobilität war es wichtig, den Blick auf die gesamte Region zu richten. Denn nur mit einer flächendeckenden und systematischen Infrastruktur lässt sich die Mobilitätswende bewerkstelligen“, freut sich AggerEnergie-Geschäftsführer Frank Röttger, als Initiator zusammen mit der Stadt Gummersbach das Ladekonzept mit der nötigen Kompetenz und Erfahrung auf den Weg gebracht zu haben.

.„Ich freue mich, dass der Oberbergische Kreis mit der Stadt Gummersbach die nachhaltige Mobilität fördert, um gemeinsam die Klimaschutzziele zu erreichen. In Gummersbach geht der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur bereits zügig voran“, betont Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein. Mit dem vorliegenden Konzept steht nun ein Analyseinstrument zur Verfügung, das über einen Betrachtungszeitraum von 2021 – 2031 die Entwicklungen der Elektromobilität im Oberbergischen
prognostiziert. Neben der zu erwartenden Vervielfachung von E-Fahrzeugen, können auch Prognosen über Ladevorgänge abgerufen und räumlich verortet werden. Dazu wurden zahlreiche Parameter und Daten miteinander verschnitten und Betrachtungsebenen zugeordnet, auf deren Grundlage dann die Feinplanung erfolgen kann.

Betrachtet werden dabei sowohl hoch frequentierte Orte wie Parkflächen in den Innenstädten oder an Supermärkten als auch die Versorgung in Wohngebieten, wo die meisten Ladevorgängen vom privaten Anschluss stattfinden werden. Hier können Kommunen im Schulterschluss mit den heimischen Energieversorgern gezielt schauen, wo vordringlich Ladesäulen notwendig sind oder in Kontakt mit privaten und gewerblichen Akteuren treten.

In einem ersten Resultat lässt sich feststellen, dass die Kommunen im Oberbergischen Kreis bislang gut aufgestellt sind, sodass aktuell viele Ladebedarfe durch vorhandene Ladepunkte gedeckt werden können. Die Dynamik der Elektromobilität wird aber eine stark zunehmende Nachfrage mit sich bringen. Mit dem vorliegenden Konzept und vorgeschlagenen Maßnahmen lässt sich dieser Prozess nun aber proaktiv begleiten und gezielter umsetzen.

Entwicklung der Ladevorgänge in der Kreismitte und in den Nordkommunen des Oberbergischen Kreises durch Elektrofahrzeuge insgesamt. (Foto/ Grafik: OBK)

Datengrundlage zum Aufbau einer bedarfsorientierten Ladeinfrastruktur des Oberbergischen Kreises

Insgesamt wurden 216.632 potenzielle Stellplätze für PKW untersucht, von denen knapp 50% im privaten Bereiche, also vor dem eigenen Wohnhaus oder dem Gemeinschaftsparkplatz verortet wurden. Dazu kommen Stellflächen im öffentlichen Straßenraum, auf Parkplätzen des Einzelhandels oder im Gewerbe.

Dazu wurden132.340 Haushalte mit 203.706 im Oberbergischen Kreis gemeldeten Fahrzeugen für den Ladeinfrastrukturbedarf der Haushalte ausgewertet und 12.871 Unternehmen mit 108.199 Mitarbeitenden und 28.758 gewerblichen gemeldeten Fahrzeugen für den Ladeinfrastrukturbedarf analysiert.

Diese wurde anhand unterschiedlicher Szenarien ausgewertet, wobei in einem Trendszenario von einem Elektroanteil von 27% bei den Neuzulassungen ausgegangen wird.

Entwicklung der Ladevorgänge in der Kreismitte und in den Südkommunen des Oberbergischen Kreises durch Elektrofahrzeuge insgesamt. (Foto/ Grafik: OBK)

Elektrofahrzeuge gesamt

Die Zahl von Elektrofahrzeugen wird sich im Oberbergischen Kreis zwischen 2021 und 2026 nahezu verzehnfachen. Bis 2030 wird sich die Zahl um den Faktor 32 erhöhen. Bei den Unternehmen wird mit einem Anteil von 75% die überwiegende Zahl von
Elektrofahrzeugen aus dem Bereich der Beschäftigten erwartet.

Entwicklung des Elektrofahrzeugbestands von privat und gewerblich zugelassenen Fahrzeugen (Foto/ Grafik: OBK)

Prognose des Bedarfs für Ladeinfrastruktur im Oberbergischen Kreis

Der erwartete Ladeinfrastrukturbedarf wird überwiegend im privaten Bereich, also auf privaten Flächen (Stellplatz Eigenheim, Garage Mietwohnen, Garagenhof, privater Parkplatz, Tiefgarage etc.), sowie bei Unternehmen auf den eigenen Grundstücken gedeckt werden. Mit einem Anteil von 86% im Jahr 2021, 91% im Jahr 2026 und 93% in 2031, an der insgesamt benötigten
Ladeinfrastruktur, wird der überwiegende Teil eben dieser auf privaten Stellflächen entstehen.